Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass pflanzliche Ersatzprodukte künftig nicht mehr so heißen dürfen wie ihr tierisches Äquivalent. Milch könne nun mal ausschließlich aus der “normalen Eutersekretion“ von Tieren gewonnen werden. Dasselbe gelte für deren Weiterverarbeitung in Rahm, Butter, Käse oder Joghurt. Der Grund lautet: es bestehe Verwechslungsgefahr für den Konsumenten. Selbst ergänzende Begriffe könnten eine Verwechslung nicht gänzlich ausschließen, sodass Soja-Milch fortan Soja-Drink oder ähnlich genannt werden muss. Ursprung dieses richterlichen Beschlusses war eine Klage gegen das Unternehmen Tofutown, das seinen pflanzlichen Käseersatz als “Veggie-Cheese“ bezeichnet hat.
Der Sinn dieser neuen Regelung leuchtet den meisten jedoch nicht wirklich ein. Im Gegenteil, außer in der Milchindustrie stößt das Urteil sogar auf heftige Kritik. Geflügelwurst, die sich zu weniger als zehn Prozent aus Geflügel zusammensetzt, darf weiter auf dem Markt bleiben. Oder Erdbeer-Joghurt, der aus keinerlei Früchten, sondern lediglich aus künstlichen Geschmacksaromen besteht, darf seinen Namen behalten. Auch Bonbons, die angeblich gesund sind und Vitamine enthalten, werden den Eltern weiterhin ungerechtfertigterweise schmackhaft gemacht. Aber Tofu-Butter, Veggie-Cheese und Soja-Milch führen die Konsumenten in die Irre. Ein wenig Verstand sollte man den Verbrauchern vielleicht doch zutrauen.
Und sollen sich die Unternehmen nun kreative Phantasie-Namen für ihre veganen und vegetarischen Produkte ausdenken? Das hätte vermutlich nur zur Folge, dass Veganer, die nach einer pflanzlichen Alternative suchen, verwirrt sind und nicht mehr wissen, auf welche Lebensmittel sie zurückgreifen können, um einen geeigneten Ersatz für die tierischen Produkte zu finden. Jedenfalls ist es schade, dass Firmen, die versuchen, eine nachhaltige und umweltfreundlichere Alternative zu finden, Steine in den Weg gelegt bekommen. Es wäre doch wesentlich sinnvoller, für Verbraucher transparenter zu machen, woher die Produkte stammen und wie artgerecht die Tierhaltung dort tatsächlich ist. Das würde vermutlich vielen Menschen die Augen öffnen und zu einem Umdenken führen.
Und was ist überhaupt mit Katzenzungen, Meeresfrüchten und Dickmann`s im Süßigkeitenregal? Müssen dafür vielleicht auch bald andere, weniger irreführende Namen gefunden werden? Wir sind jedenfalls gespannt, wie es weitergeht…