In vorindustriellen Zeiten waren Tierhaltung und der Anbau von Lebensmittel in den Städten völlig normal und vor allem notwendig. Zum einen war das Transportieren bzw. Konservieren von Lebensmittel quasi nicht möglich, zum anderen waren die Erträge der Landwirtschaft so gering, dass es gerade mal so für die Bauern selbst gereicht hat. Da es also keine (guten) Möglichkeiten gab Lebensmittel aufzubewahren bzw. zu transportieren und es gleichzeitig sowieso zu wenig Erträge gab, war jeder Städter in dieser Zeit auch gleichzeitig Bauer. Doch mit der Industrialisierung distanzierte sich die Landwirtschaft weitgehend von der Stadt und den Menschen, die darin lebten.
Seit einigen Jahren allerdings hat sich das Bewusstsein für die Lebensmittelerzeugung in der Stadt wieder zurück gekämpft in die Köpfe der Menschen. Unter dem hippen Begriff „urban gardening“ hat das altbewährte Konzept der urbanen Landwirtschaft wieder einen Weg in das Leben der modernen Städter gefunden. Vor allem junge, politisch aktive Städter entwickelten neue Ansätze vom Kleingärtnern in der Stadt. Die Devise ist ganz einfach: vergessene Nischen und ungenutzte Flächen finden und Lebensmittel anbauen. In vielen verschiedenen Formen wie: Stadtteil- oder Nachbarschaftsgärten, Kinderbauernhöfen, vertikalen Gärten an ungenutzten Fassaden oder gemeinschaftlichen Dachgärten, zeigte sich der kreative Wille das unterkühlte Verhältnis zwischen Stadt und Landwirtschaft wieder aufzuwärmen.
Urbane Landwirtschaft bedeutet den Anbau von Lebensmitteln in Ballungsräumen durch Einzelpersonen oder Gruppen, meist zum Eigenbedarf. Die zum Anbau genutzten Flächen werden bewusst im urbanen Raum gesucht und fungieren in den meisten Fällen als irgendeine Form von Garten. Abzugrenzen hiervon ist die städtische Landwirtschaft, die zwar auch in städtischer bzw. stadtnaher Umgebung statt findet, allerdings von landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet wird. Neben Lebensmitteln gehören auch der Ackerbau und die Tierhaltung zur städtischen Landwirtschaft.
Natürlich gibt es viele Kritiker, die die Bedeutung urbaner Landwirtschaft als solche nicht akzeptieren, da dadurch keine Selbstversorgung der Städte möglich sei. Das ist erstmal richtig, jedoch kann urbane Landwirtschaft auf pro Person ca. 70qm „wenigstens“ den Obst- & Gemüsebedarf decken. Natürlich ist das keine vollständige Selbstversorgung, doch ein Schritt in die richtige Richtung. Verteidiger des Konzepts sehen urbane Landwirtschaft nicht bloß als „Anbau von Lebensmitteln“ sondern vielmehr als Möglichkeit der Mit- bzw. Selbstbestimmung, der Raumgestaltung, aber auch um einen anderen Umgang mit Lebensmitteln zu vermitteln, Bewusstsein & Wertschätzung dafür zu schaffen und neue Arbeits-/Lebensformen auszuprobieren.
Wir finden urbane Landwirtschaft oder auch „Urban Gardening“ eine super tolle Idee! Auch in Salzburg gibt es einige Flächen, auf denen das Konzept umgesetzt wird, zum Beispiel hier.